Über Selfies...

Selfie-Porträt
Selfie-Persiflage mit Tabea, allerdings mit Standard-Brennweite

Man könnte ja meinen, Selfies wären ein ziemlich neues Phänomen, das seine Existenz dem fast zeitgleichen Auftreten von Handykameras und sozialen Medien verdankt.

 

Das gute alte Selbstporträt war aber schon in der klassischen Malerei bekannt und beliebt. Wobei im Nachhinein nicht immer ganz eindeutig ist, ob der Maler das eigene Konterfei für so besonders sehenswert hielt, oder ob er schlicht kein Geld hatte, die Magd von nebenan als Modell zu engagieren...

Heute ist das keine Frage, heute will man sich zeigen und gesehen werden. Und nebenan gibt's sowieso keine Mägde mehr.

 

Beim Selfie bin ich gleichzeitig Fotograf und Modell. Ich habe die volle Kontrolle über die Situation und entscheide, wann und wie ich fotografiert werde und ob ich mich gerade cool, witzig, schön, schräg oder wie auch immer fühle und auf einem Foto auch so rüberkommen möchte. Wahrscheinlich sind Selfies deshalb so populär.

 

Der besondere stilistische Pfiff des Selfies liegt dabei darin, dass die Fotos fast immer schräg von oben und fast immer weitwinklig aufgenommen werden. Wer genau hinschaut, kann Links- oder Rechtshänder unterscheiden.

Aufnahmewinkel und Weitwinkel-Brennweite haben den Effekt, dass die Augen leicht vergrößert dargestellt werden, während Nase, Mund, Kinn etwas verkleinert wirken. Das wird in der Regel als attraktiv wahrgenommen, zumindest bei Frauen.

Man könnte ja mal drauf achten, ob bei Männer-Selfies eher ein gerader Winkel direkt von vorn bevorzugt wird. Was schon in Richtung Gender Studies ginge. Mache ich, wenn ich mal dran denke...